Die Befragung (auch: Umfrage) ist eine wissenschaftliche Methode, um Informationen über Informationsstand, Meinungen, Werthaltungen, Verhalten oder demographische Basisdaten zu erhalten. Die Befragung ist (neben der Beobachtung und dem Experiment) eines der wichtigsten Instrumente der Sozialwissenschaften allgemein, sowie der Marktforschung und Motivforschung zur Datenerhebung.
Befragungen werden nach ihrer methodischen Form und der Art ihrer Durchführung klassifiziert.
Bei Totalerhebungen werden alle Personen des Untersuchungsraumes (= Grundgesamtheit) befragt. Sinnvoll und möglich ist dies nur dort, wo die Anzahl der zu befragenden Personen, gemessen an den erwachsenden Kosten, begrenzt ist. Häufig ist dies z.B. bei Mitarbeiterbefragungen oder bei Befragungen von Patienten, Kunden oder Klienten der Fall.
Das methodische Risiko einer Totalerhebung besteht darin, dass bestimmte Gruppen (z.B. besonders unzufriedene Kunden) an der Befragung nicht teilnehmen oder den Response verweigern.
Ist die Größe des Untersuchungsraumes sehr groß, z.B. die Bevölkerung eines Landes, die Mitarbeiter eines großen Unternehmens oder wenn eine Unternehmen sehr viele Kunden hat, ist eine Repräsentativerhebung sowohl aus ökonomischer als auch aus statistisch-methodischer Sicht vorzuziehen. In diesem Fall wird nur ein kleiner, aber repräsentativ ausgewählter Teil der Grundgesamtheit, befragt. Von dieser Auswahl kann mit einer genau definierbaren statistischen Genauigkeit auf die Grundgesamtheit geschlossen werden.
Quantitative Befragungen werden mit Hilfe eines fest vorgegebenen Frageschemas durchgeführt. Ziel der quantitativen Befragung ist es, genaue Aussagen über die Verteilung der abgefragten Eigenschaften innerhalb des Samples zu erhalten.
Qualitative Befragungen zielen darauf ab grundlegende Informationen über Eigenschaften und Eigenschaftsmuster eines Untersuchungsraumes zu finden, ohne dabei primär deren Verteilung in der Grundgesamtheit zu evaluieren. Haupteinsatzgebiet qualitativer Befragungen ist das Auffinden neuer Information, das Erklären individueller Dispositionen und die Gewinnung von Fallbeispielen, Typologien oder Verhaltensmustern.
Standardisierte Fragen geben zu einem genau und eindeutig formulierten Fragetext (z.B. "Wie bewerten Sie die Arbeit der Bundesregierung im letzten Jahr?") eine vorgegebene Auswahl von Antwortmöglichkeiten vor (z.B. "sehr positiv", "positiv", "negativ", "sehr negativ", "keine Angabe"), aus denen die befragte Person (der Respondent) auszuwählen hat. Außerhalb der vorgegebenen Antworten sind keine Alternativen oder zusätzlichen Abstufungen möglich.
Offene Fragestellungen geben zu einer eindeutig formulierten Fragestellung keine Antwortauswahl vor, sondern zielen darauf ab, individuelle Informationen, Meinungen, Werthaltungen etc. im Volltext zu erhalten.
Experimentelle Fragestellungen kommen bevorzugt bei tiefenpsychologischen Interviews zum Einsatz oder wenn davon auszugehen ist, dass die (rational gesteuerten bzw. selbstzensierten) Antworten nicht den inneren und somit versteckten Eigenschaften der Befragten entsprechen werden. Experimentelle Fragestellungen werden häufig mit Hilfe von Bildern (Symbolen, Stimmungsbildern, Tierbildern etc.) durchgeführt.
Entsprechend dem praktischen Verfahren unterscheidet man zwei Hauptgruppen von Befragungsformen: der schriftlichen sowie der mündlichen Befragung.
Die Fragebögen werden per Post an die Zielpersonen versendet. Die Fragebögen sind meist standardisiert und werden von den Respondenten auch per Post retourniert.
Die Fragebögen liegen frei zugänglich auf (z.B. in Hotels, an Rezeptionen, in Läden...) oder werden an zu befragende Personen (Mitarbeiter, Gäste, Kunden, Patienten...) verteilt. Die Respondenten füllen die Fragebögen jedoch selbständig aus und geben diese an Sammelstellen ab.
Das Internet bietet eine breite Möglichkeit schriftlicher Befragungen. Fragebögen können sowohl im Push-Verfahren an die Respondenten versendet werden (z.B. per eMail) als auch im Pull-Verfahren (z.B. auf Homepages) zur Teilnahme aufgefordert werden.
Persönliche Befragungen werden von eigens dafür ausgebildeten Interviewern durchgeführt. Die Interviewer lesen dabei die Fragen nach dem vorgegebenen Schema vor und notieren die Antworten der Respondenten entweder nach dem Antwortmuster (bei geschlossenen Fragen) oder im Reintext. Persönliche Befragungen werden nach Art der verwendeten Hilfsmittel unterschieden:
Bei dieser klassischen Form der Befragung verwenden die Interviewer einen ausgedruckten Papierfragebogen. Paper-and-Pencil Befragungen sind sowohl für standardisierte als auch für offene Befragungen geeignet.
Beim CAPI verwenden die Interviewer statt des gedruckten Fragebogens einen mobilen Computer (Laptop, Tablet-PC oder PDA), um die Fragen zu stellen und die Antworten zu erfassen.
Experimentelle Befragungen werden fast ausschließlich unter Leitung eines psychologisch geschulten Interviewers durchgeführt.
Telefonische Befragungen werden in der Praxis fast ausschließlich als Computer Aided Telephon Interview durchgeführt. Dabei werden den Interviewern die zu erreichenden Haushalte, Personen und der Fragebogen vom Computer vorgegeben.
Bei der Auswahl eines geeigneten Erhebungsinstrumentes ist immer darauf zu achten, welche Methode und welches Verfahren geeignet ist, die erforderlichen Informationen sowohl zuverlässig als auch wirtschaftlich zu erbringen. Folgende Fragen sind zu stellen:
1. Kann die Zielgruppe oder eine tatsächlich repräsentative Auswahl der Zielgruppe mit dem Instrument erreicht werden?
2. Ist das Instrument für die Art der erforderlichen Fragen geeignet?
3. Können die Datenergebnisse des Befragungsinstrumentes im Sinne des Wissensbedarfs und der beabsichtigten Ziele ausgewertet werden?
4. Passen Befragungsinstrument und Befragungsthema in den Augen der zu befragenden Personen emotional zusammen?
Die Auswahl eines ungeeigneten Instrumentes aus rein wirtschaftlichen Überlegungen kann zu Ergebnissen führen, die zwar statistisch korrekt und plausibel sind, jedoch nicht der Wirklichkeit entsprechen und für die Praxis ungeeignet sind.
Für jede Befragung ist zu überlegen, ob Standardverfahren (geschlossener Fragebogen, persönliche oder telefonische Befragung) wirklich das beste und auch wirtschaftlichste Instrument sind. Häufig sind alternative Erhebungsmethoden, z.B. qualitative Befragungen, experimentelle Befragungen aber auch z.B. Beobachtungen deutlich besser geeignet und kostengünstiger.
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